Horst Janssen (1929-1995), der begnadete Zeichner und Grafiker, Aquarell- und Druckgrafik-Künstler hat mich früh beeindruckt. Seine Kunst begeistert mich noch heute und sein Einfluss auf meine Arbeit ist vielleicht subtil aber sicher vorhanden. Ich gehe dem hier in zwei Teilen eines Künstlerportraits nach.
Aus meinem Skizzenbuch. Muschel nach Horst Janssen. Das Schöne im Einfachen sehen.
Ich habe schon immer gern gemalt und gezeichnet. Ich hatte es nur lange Zeit vergessen.
Ein möglicher Schlüsselmoment in meiner Kindheit war dieser:
Ich hörte früher wieder und wieder die Geschichte vom Malwettbewerb in einem Kaufhaus, an dem ich während eines Stadtbummels mit meiner Oma einmal teilgenommen habe. Es muss langweilig für sie geworden sein, denn ich habe dort sehr viel Zeit verbracht. Ich war völlig versunken in mein Bild von einem Fisch mit vielen bunten Schuppen und habe alles um mich herum vergessen.
Nicht so entscheidend war wohl hingegen der Preis, den ich dafür gewann: ich habe das Hinterglasmalerei Bild nie ausgemalt.
Später hat mich Horst Janssen beeinflusst und wohl auch geprägt – bewusst oder unbewusst. Ich bewundere seine Kunst und sein Leben und er als Mensch faszinieren mich. Das beschreibe ich in Teil 1 dieses Künstlerportraits. Hier in Teil 2 beschreibe ich seinen Einfluss auf mich.
Als Jugendliche kam ich mit Horst Janssen in Berührung durch eine Freundin meiner Mutter. Sie zeichnete selbst gern, interessierte sich für Kunst und arbeitete in einem Verlag, der auch Kunstbücher verlegte. Wir besuchten Ausstellungen und seine Zeichnungen und Radierungen hielten irgendwann Einzug in unserem Haushalt als Kalender und Kunstdrucke. Noch heute hängt eines seiner unzähligen Bilder verwelkender Blüten an der Wand. Auch in meiner Studentenwohnung begleiteten mich Zeichnungen und Radierungen von Horst Janssen an den Wänden.
Bevor ich im Kunstkurs ein paar Regeln beigebracht bekam, versuchte ich schon Zeichnungen und Stil von Horst Janssen zu imitieren und brachte mir dadurch einiges selbst bei.
Vermutlich haben seine Zeichnungen und grafischen Arbeiten meinen Geschmack schon früh sehr nachhaltig geprägt. Ich habe sie damals nicht nur eingehend studiert, sondern auch später eine Biografie über ihn gelesen, die mir geholfen hat zu verstehen, was ich wirklich sehe, wenn ich seine Kunst betrachte. Obwohl es mir erst heute bewusst wird, welche Bedeutung das für mich hat, liegt meine erste Erfahrung vermutlich schon sehr weit zurück: dem Warum nachzugehen, der Einheit aus Künstler, Leben, Erfahrungen und Ausdruck näher zu kommen, eine Verbindung finden.
Eine Verbindung finden – das macht Kunst erleben für mich aus.
Bilder aus meinem Skizzenbuch. „Kopien“ nach Horst Janssen - Lernen durch Nachahmen. Das hat er im Übrigen auch gemacht und viele Anlehnungen nach berühmten Werken gezeichnet.
Was wusste ich als Jugendliche vom Leben? Was von der Liebe, vom Älterwerden oder vom Leiden am Leben oder an der Gesellschaft?
Und doch. Irgendwas hat mich fasziniert und gefesselt. Manches hat mich verstört. Und einiges konnte ich gar nicht verstehen. Was ich aber kannte, war die oft düstere norddeutsche Landschaft mit ihrer unendlichen Weite, windgepeitschten knorrigen Krüppelweiden. Horst Janssens Farben waren authentisch. Der morbide Charme verwelkender Blumen und toter Tiere fesselte mich, und die Charakterisierung von Menschen aus seiner Umgebung hat mich in ihrer Echtheit erreicht. Er konnte Schönheit nahbar machen und Hässlichkeit in seiner unmittelbaren Interpretation liebenswert.
Horst Janssens Zeichnungen machten für mich Schönheit nahbar und Hässlichkeit liebenswert.
Durch einen sicheren, ganz einzigartigen Strich bekamen seine Zeichnungen eine Leichtigkeit, die vom geschickten Spiel mit Licht und Schatten unterstützt wurde. Genauso konnte er damit Drama erzeugen. Seine durch Experimente entwickelte Misch-Technik aus Tusche, Bleistift und Buntstift, oder sein virtuoses Spiel auf der Klaviatur der Drucktechniken machte seine Arbeit unverkennbar. Seine Liebe zu Details und seine geduldige Perfektion setzte er geschickt ein, ohne die Komposition zu vernachlässigen. So wirken die Arbeiten nicht überladen. Sie laden einen ein, darin spazieren zu gehen und immer wieder neues zu entdecken.
Manche Details, witzige und ernste Anspielungen oder zeitgeistigen Anregungen erschließen sich mir erst heute, sehr viel später und mit einem eigenen Erfahrungsreichtum und Wissensschatz über gesellschaftliche und politische Entwicklungen und meinem eigenen Bezug zum Werden und Vergehen, zu Mitmenschlichkeit und zum Leben.
Ich finde noch immer neue Details, teilweise versteckt, teilweise so offensichtlich, dass man sie übersehen kann. Die Vergänglichkeit ist eines seiner häufigsten Motive,
die Fratze des Todes ist allgegenwärtig in Janssens Werk. Manches ist verstörend. Und doch findet sich so oft die Schönheit im Banalen.
Mich fasziniert: Janssens Bedingungslosigkeit und Hingabe.
Was kann ich mir heute abgucken von Horst Janssen? Den Versuch der Kopie lasse ich hinter mir. Aber „wie ein Künstler stehlen“ bedeutet, Ehrerbietung und Wertschätzung zu zollen. *
Jetzt, in Retrospektion, wird mir bewusst, welche Bedeutung die Merkmale der Kunst von Horst Janssen für meine eigene Arbeit haben. Folgende Punkte sind mir sehr wichtig, in denen ich eine Verbindung erkennen kann:
Nie aufhören zu suchen, zu hinterfragen, hinzuschauen.
Bin ich besessen wie Horst Janssen? Nein, ganz sicher nicht. Nicht einmal annähernd. Bin ich beeindruckt? Auf jeden Fall. Und fasziniert.
Werde ich je seine Meisterschaft erlangen? Vermutlich nicht, nicht einmal, wenn ich nichts anderes mehr täte. Das Streben nach Perfektion ist mir durchaus vertraut. Heute weiß ich jedoch: Perfektion gibt es nicht. Das Streben danach ist frustrierend und lässt einen immer unbefriedigt und oft ausgebrannt zurück. Das Unperfekte hat vielmehr seinen Charme und so suche ich heute in allem den „Riss“ wie im Japanischen Kintsugi, liebe Patina und auch Widersprüche, Brüche, offene Fragen. Wie eigentlich schon seit Langem, nur dass ich sie nicht mehr alle beantworten möchte…
Für mich liegt die Perfektion im Unvollkommenen.
Und da schließt sich der Kreis: Horst Janssen war sicher ein besessen Suchender, voller offener Fragen.
Welche Fragen beschäftigen dich? Was suchst du in der Kunst? Oder im Leben? Solche Gespräche interessieren mich und auch die Erfahrungen des Findens. Komm mich gern in meinem Atelier besuchen. Du bist herzlich willkommen und vielleicht beginnst du in meinen Bildern oder im Gespräch eine interessante Suche.
Aktuelle Termine und Veranstaltungen:
Privaten Besuch im Labor der Malerin vereinbaren:
Deine Neugier auf Horst Janssen ist geweckt? Dann lies hier Teil 1 des Künstlerportraits:
1. Horst Janssen macht Eindruck
2. Horst Janssen – Genie und Wahnsinn vereint
3. Seine Motive: einerseits alltäglich und banal und andererseits aktuell und politisch
4. Am Anfang war der Strich
5. Sein Vermächtnis und Aktualität heute
6. Literatur zum Weiterlesen
*
Nach Austin Kleon – “Steal like an artist”: The author cautions that he does not mean 'steal' as in plagiarise, skim or rip off — but study, credit, remix, mash up and transform. Creative work builds on what came before, and thus nothing is completely original. https://en.wikipedia.org/wiki/Steal_Like_an_Artist
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„Claudia’s Arbeiten sind sehr vielfältig: Von farbig bis monochrom, von konkret bis abstrakt. Besonders die Charakterköpfe, wie der Seemann (Piet) sind mir in Erinnerung. Ich finde die Bilder spannend, die mir Raum für eigene Interpretation und Assoziation lassen.“
Matthias
"Liebe Claudia,
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So persönlich und mit Herz und Leidenschaft geschrieben.
Alexandra"
"Ich mag den Ausdruck in Claudias Bildern. Ich liebe die Farben, die Emotionen in Gesichtern, das Persönliche und das Spiel mit den Formen mit dem Touch des Abstrakten."
Heike, Aachen
"Liebe Claudia, Du erzählst starke Geschichten - auch über die Bilder hinaus ;-)"
Dagmar & Claus"
"Claudia's Portraits finde ich sehr ausdrucksstark. Vor allem die Seebären finde ich klasse."
Nicole, Bremen
"Mein erster Eindruck war der von Harmonie in Farbe und Form. Die ausdrucksstarken Bilder in leuchtenden oder auch gedeckten Farben ruhen in sich und wirken gleichzeitig intensiv."
Karin Thielmann, Overath
"Liebe Claudia, ich bin fasziniert, wieviele Techniken Du für Deine wunderbaren Bilder anwendest.
Viel Inspiration und Erfolg!
Heike und Uli"
"Claudia's gutes Gefühl für Farbe hat mich sofort angesprochen. Ihre Kunst ist erfrischend und lebendig."
Steffan, Hamburg
„Claudia’s Arbeiten sind sehr vielfältig: Von farbig bis monochrom, von konkret bis abstrakt. Besonders die Charakterköpfe, wie der Seemann (Piet) sind mir in Erinnerung. Ich finde die Bilder spannend, die mir Raum für eigene Interpretation und Assoziation lassen.“
Matthias
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Alexandra"
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