Was ist eigentlich Langeweile und wann tritt sie auf?
Ist Langeweile eigentlich ein Problem? Gibt es das noch? Das Oxford Wörterbuch definiert Langeweile als „Gefühl der Eintönigkeit infolge fehlender Anregung oder Beschäftigung“. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Wir können uns permanent von Reizen überfluten lassen. Tatsächlich hatte ich das Gefühl das letzte Mal in meinem Urlaub letzten Sommer. Ich habe mich dabei ertappt und überlegt, wie lange ich das aushalten kann. In dem Moment empfand diese gepflegte Langeweile als Luxus.
Das Lexikon der Psychologie beschreibt Langeweile als „seelischen Zustand der Unzufriedenheit und der Abneigung zum Handeln, auch beschrieben als ein Zustand der mangelnden Ansprechbarkeit durch Anreize, oft verbunden mit innerer Unruhe und Reizsuche.“ Das stimmt mich nachdenklich. Reizsuche scheint mir fast ein Dauerzustand in der Gesellschaft zu sein. Möglicherweise ist uns nicht bewusst, dass Langeweile eine Ursache ist.
Viele dieser Reize nehmen wir passiv wahr. Der Konsum von Social Media verlangt bestenfalls Zustimmung oder Weiterscrollen als Reaktion.
Mithilfe von Kunst die Abneigung zum Handeln überwinden
Befriedigender ist es, ins Tun zu kommen. Also überlege ich mal, wie es einfach mit Kunst gehen kann, denn das würde mir Spaß machen. Ich suche Wege jenseits der Malerei, denn das beschäftigt und inspiriert mich ohnehin. Aber auch da muss ich ab und an ausbrechen.
Ich bin auf fünf Gründe gekommen, warum es sich lohnt, sich von Kunst inspirieren zu lassen… und ein paar Beispiele.
Erster Grund: Ich werde mich besser fühlen
Ein Kunsterlebnis hat die Chance, uns gemäß der o.g. Definition aus einem seelischen Zustand der Unzufriedenheit in einen anderen, besseren Zustand zu versetzen. Ich fühle mich zum Beispiel …
- Überrascht
- Beeindruckt
- Amüsiert
- Fröhlich
- Berührt
- Getröstet
- Beruhigt
- Erinnert
- Aufgeweckt
- Motiviert
- … oder eben inspiriert.
Und wird Inspiration in eine eigene Tat umgesetzt, entsteht Neues und Spannendes.
Zweiter Grund: Kunst erleben geht immer und überall, nicht nur heute
Wir können jede Form von Kunst nutzen, um uns davon berühren zu lassen. Natürlich können wir selbst etwas ausprobieren: basteln, malen, zeichnen, werkeln, musizieren oder tanzen. Etwas gezielt auswählen, es betrachten, ansehen oder anhören und genießen kann uns auch in eine gehobene Stimmung versetzen. Der Gedanke hinter diesem Tag ist, etwas Neues zu entdecken und sich bewusst darauf einzulassen, egal ob Musik, Poesie, Theater, Film, Tanz, Malerei oder Bildhauerei.
Hier sind ein paar Anregungen, wann und wo du Kunst genießen kannst:
- Am Wochenende und im Urlaub
- Im Museum
- In der Natur oder im Park
- Im Theater und im Kino
- Auf der Bühne
- Vor der Bühne
- Hinter der Bühne
- In der Mittagspause
- Bei einem Spaziergang
- Während der Autofahrt oder einer Bahnfahrt
- Beim Zähneputzen
- In der Straße
- Auf dem Sofa
- …
Ich bin sicher, dir fallen weitere unzählige Orte oder Momente ein.
Ein ausführliches oder auch kurzes Kunst-Erlebnis muss nicht zwingend am "Lass Kunst dein Herz inspirieren"-Tag sein. Da er dieses Jahr auf einen gewöhnlichen Dienstag fällt, bringt dich vielleicht auch die zweite Hälfte der Liste auf Ideen - für jetzt gleich oder für's Wochenende.
Dritter Grund: Es muss nicht viel kosten… nicht mal viel Zeit
Kunstinspiration geht prima zwischendurch. Es muss also nicht viel Zeit kosten. Ich bin allerdings auf der Suche nach Aktion; zumindest möchte ich etwas tun, dass mich ablenkt vom Alltag oder in Bewegung und vor die Tür bringt. Meine spontan begonnene Liste wurde sehr lang.
Deshalb habe ich gekürzt und ausgesucht, was für möglichst viele leicht umsetzbar ist. Dazu gehört auch, dass es günstig ist oder gar nichts kostet. Dies sind meine elf Vorschläge:
- Bei einem beliebigen Song genau auf den Text hören, ihn nachlesen, mehr über den Künstler, die Zeit, den Anlass erfahren
- …dazu tanzen
- Eine Playlist zusammenstellen, die schöne Erinnerungen weckt oder eine bestimmte Stimmung erzeugen kann
- Ein bestimmtes Kunstwerk genau betrachten und wirken lassen, interpretieren und überlegen, was der Künstler damit sagen wollte – viele Museen bieten regelmäßig kostenfreien Eintritt für die Einwohner ihrer Stadt und einen langen Abend an
- Ein Kunstwerk anschauen, das mir spontan gar nicht gefällt und überlegen, warum und welche Gefühle es auslöst.
- Kunst, die ich täglich „sehe“, einmal genau betrachten, zum Beispiel im Elternhaus, bei Freunden, in der Firma, im öffentlichen Raum. Gefällt mir das Werk? Warum?
- In der Natur nach Farben und Formen, Mustern und Strukturen suchen, die die Fantasie anregen
- Ein bisher unbekanntes künstlerisches Genre erkunden: wie wäre einmal mit Poesie?
- Klassische Musik anhören, gibt es auch im Radio ohne Eintritt
- Einen Film ansehen, vielleicht mal aus einem ganz anderen Genre als sonst
- Ein Kunstmagazin lesen oder in Kunstbänden stöbern – ein Museumsshop verlangt keinen Eintritt
Vierter Grund: Ich kann es allein machen
Das Gute an all diesen Dingen ist, dass sie keiner aufwendigen Ausstattung benötigen und auch nicht zwingend Gesellschaft erfordern. Sie können sogar allein ein besonderes Erlebnis sein. Langeweile ist auch keine Grundvoraussetzung, um etwas davon auszuprobieren.
Ich denke heute, ich hätte das schon öfter mal machen sollen. Zum Beispiel auf Dienstreisen – hatte ich mal Leerlauf, habe ich meist einfach durchgearbeitet, um schon mal was weg zu schaffen. Produktiv war das nicht immer. Ich neige auch heute noch dazu, Pausen zu vernachlässigen. Dabei kann so ein Tänzchen ordentlich den Kreislauf ankurbeln oder ein Spaziergang den Kopf klären.
Fünfter Grund: Es macht auch gemeinsam Spaß
Dass vieles auch in Gesellschaft Spaß macht, bedarf wohl keiner Erörterung. Deshalb ermuntere ich dich jetzt, gleich deinen Kunst-Impuls zu planen und schließe hier mit meinem persönlichen Fazit: Einfach mal machen, denn:
Was Kunst kann kann nur Kunst.*
*Tatsächlich scheint das noch niemand so gesagt zu haben, jedenfalls habe ich es nicht als Zitat gefunden. Na so was!